Werksatz

Während Editorial Design die Krone der Gestaltung ist, wird der Werksatz unter Grafikern gern eher stiefmütterlich behandelt. Das ging mir selbst nicht anders. Erst als ich irgendwann tiefer in die Buchgestatung eingestiegen bin und mich zwangsläufig mit so attraktiven Gestaltungsthemen wie »Mikrotypografie«, »Spationierung«, Fußnoten oder Zitationen beschäftigen musste, würde mir klar, welchen Unterschied eine gute typografische Gestaltung letztendlich macht.

Auf einmal ist der Text schneller zu lesen und sieht schöner aus.

Natürlich sind Bildbände rein gestalterisch betrachtet die interessantere Aufgabe, im Laufe der Jahre ist mir aber immer stärker aufgefallen, wie groß der Unterschied zwischen der Textgestaltung in durchschnittlicher Belletristik, und gutem Werksatz im wissenschaftlichen Buchbereich oder dem Sachbuch mitunter ist. Mit wachsender Erfahrung entwickelt man zwar als Gestalter eine gewisse Zwanghaftigkeit, bis zu dem Punkt, wo es schwierig wird, schlecht gesetzte Bücher oder Texte überhaupt zu lesen, weil Bäche, Hurenkinder oder Zwiebelfische den Lesegenuß stören, aber guter Textsatz ist die beste Werbung für das Medium Buch. Und dabei hilft der sogar dem Verleger Geld zu sparen, weil die Fläche optimal ausgenutzt wird, gleichzeitig der Lesefluss unterstützt.

Wer jetzt denkt, all das sei nur etwas für große, renomierte Verlage, guter Werksatz ist nicht teuer. Sicher kann ich mit dem studentischen Word- oder LaTex-Setzer preislich nicht mithalten, dafür ist die Qualität meiner Arbeit im Werksatz erkennbar besser. In den vergangenen 15 Jahren habe ich über 800 Bücher gestaltet und gesetzt, die meisten sind sogar noch erhältlich.

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